Marcel bewegt sich blitzschnell durch den Psychomotorikraum. Er spricht kein Wort. Seine Bewegungen wirken bizarr. Marcel nimmt keinen Blickkontakt mit dem Pädagogen auf. Das Trampolin, der Turnkasten und die Sprossenwand scheinen ihn nicht zu interessieren. Er steuert zielstrebig auf die 5 Tennisbälle zu, die in einer Ecke des Raumes liegen. Marcel begibt sich zu Boden, geht mit seinen Augen ganz dicht an die haarige Oberfläche der Tennisbälle. Er beginnt die Bälle so durch den Raum zu bewegen, dass sie immer zusammen bleiben. Kein Ball darf nun mehr allein sein, sich seiner Obhut entziehen. Er ist dabei so sorgsam und geschickt, wie ein Hirte der seine Schafe über eine Weide treibt. –
Bernard Aucouturier sieht in der individuellen Ausdrucksweise des Kindes den Ausgangspunkt der Psychomotorischen Intervention. Das Kind bringt durch die Art und Weise wie es sich bewegt, handelt oder spielt, seine persönliche Geschichte, sein inneres Bewegt-Sein zum Ausdruck. Wenn wir das Kind wirklich verstehen wollen, ist es an uns, ihm zuzuhören, es emotional in uns aufzunehmen. Es erfordert eine ständige Anpassung an die Entwicklung des Kindes. ... nicht an das Kind im allgemeinen, sondern dieses einen Kindes, das hier vor uns ist, gerade in diesem Augenblick, mit seinem genetischen Potential, seiner psychologischen Vergangenheit und seiner existentiellen Zukunft. (zitiert aus Esser, M., 1995, S.22 nach: Aucouturier/Lapierre 1982, S. 27)
Gerade das autistische Kind ist auf die Anpassung durch uns als Erwachsenen angewiesen, da es nur über wenig Möglichkeiten verfügt, sich an seine Umwelt anzupassen. Wir sind es, die sich darauf einlassen müssen, sich individuell vom Kind verändern zu lassen, um eine Veränderung beim Kind möglich zu machen. Bernard Aucouturier spricht vom Konzept der Transformation, der wechselseitigen Veränderbarkeit.