Die Pychomotorische Praxis Aucouturier in der Arbeit mit autistischen Kindern.

Denkschrift Autismus Deutschland Heft 60 - Oktober 2005

Marcel bewegt sich blitzschnell durch den Psychomotorikraum. Er spricht kein Wort. Seine Bewegungen wirken bizarr. Marcel nimmt keinen Blickkontakt mit dem Pädagogen auf. Das Trampolin, der Turnkasten und die  Sprossenwand scheinen ihn nicht zu interessieren. Er steuert zielstrebig auf die  5 Tennisbälle zu, die in einer Ecke des Raumes liegen. Marcel begibt sich zu Boden, geht mit seinen Augen ganz dicht an die haarige Oberfläche der Tennisbälle. Er beginnt die Bälle so durch den Raum zu bewegen, dass sie immer zusammen  bleiben. Kein Ball darf nun mehr allein sein, sich seiner Obhut entziehen. Er ist dabei so sorgsam und geschickt, wie ein  Hirte der seine Schafe über eine Weide treibt. –

 

Bernard Aucouturier sieht in der individuellen Ausdrucksweise des Kindes den Ausgangspunkt der Psychomotorischen Intervention. Das Kind bringt durch die Art und Weise wie es sich bewegt, handelt oder spielt, seine persönliche Geschichte, sein inneres Bewegt-Sein zum Ausdruck. Wenn wir das Kind wirklich verstehen wollen, ist es an uns, ihm zuzuhören, es emotional in uns aufzunehmen. Es erfordert eine ständige Anpassung an die Entwicklung des Kindes. ... nicht an das Kind im allgemeinen, sondern dieses einen Kindes, das hier vor uns ist, gerade in diesem Augenblick, mit seinem genetischen Potential, seiner psychologischen Vergangenheit und seiner existentiellen Zukunft. (zitiert aus Esser, M., 1995, S.22 nach: Aucouturier/Lapierre 1982, S. 27)

 

Gerade das autistische Kind ist auf die Anpassung durch uns als Erwachsenen angewiesen, da es nur über wenig Möglichkeiten verfügt, sich an seine Umwelt anzupassen. Wir sind es, die sich darauf  einlassen müssen, sich individuell vom Kind verändern zu lassen, um eine Veränderung beim Kind möglich zu machen. Bernard Aucouturier spricht vom Konzept der Transformation, der  wechselseitigen  Veränderbarkeit.

 

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